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Sicherheit in der Gasversorgung

Auswirkungen des Ukraine-Kriegs auf die Energieversorgung in Soest
Stand: 08. April 2022


Mit Bestürzung verfolgen wir die Medienberichterstattung und sind in Gedanken bei den Menschen, die vom Krieg in der Ukraine betroffen sind. Dieser Krieg verursacht unbeschreibliches menschliches Leid. Den Betroffenen gilt unsere volle Solidarität.

Darüber hinaus verursacht der Krieg geopolitische, energiepolitische und –wirtschaftliche Auswirkungen, die noch niemand wirklich abschätzen kann. Erste Auswirkungen hat der Krieg auch bereits auf unsere Energieversorgung. Als Energie­versorgungsunternehmen weiß die gesamte Branche um unsere besondere Ver­antwortung. Um das bestmögliche Ergebnis für unsere Kunden zu erreichen, engagieren wir uns im Verbund mit Netzwerken und den Branchenverbänden, die im engen Austausch mit der Politik stehen.

Es gibt derzeit viele Aspekte, die wir ganz genau betrachten und verfolgen. Doch aktuell ist die Energieversorgung gesichert. Sollte es zu einem Gasembargo, einem Lieferstopp oder einer Zerstörung wichtiger Transportleitungen durch den Krieg kommen, muss die Situation neu bewertet werden.

Vor diesem Hintergrund haben wir für Sie die aktuell wichtigen Fragen rund um die Energieversorgung in Soest aufgenommen und beantwortet.

 

Ihre Fragen - unsere Antworten

1. Ist die Energieversorgung in Deutschland und Soest gefährdet?

Der Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck hat am 30. März 2022 die Frühwarnstufe des Notfallplans Gas ausgerufen. Der Art. 11 Abs. 1 der Verordnung (EU) 2017/1938 unterscheidet zwischen drei Krisenstufen: der Frühwarnstufe, der Alarmstufe und der Notfallstufe.

Die Frühwarnstufe wird ausgerufen, wenn konkrete, ernst zu nehmende und zuverlässige Hinweise darauf vorliegen, dass ein Ereignis eintreten kann, welches wahrscheinlich zu einer erheblichen Verschlechterung der Gasversorgungslage sowie wahrscheinlich zur Auslösung der Alarm- oder der Notfallstufe führt.

In den kommenden Monaten müssen sich Kundinnen und Kunden keine Sorgen um ihre Wärmeversorgung machen. Wir haben in Europa Sicherungsmechanismen, die in einer Engpasssituation greifen. In jedem Fall sind Haushaltskunden und Einrichtungen wie beispielsweise Krankenhäuser durch gesetzliche Bestimmungen besonders geschützt.

Die Bundes- und Landesregierung unternehmen alles Notwendige, um die Versorgungssicherheit aufrechtzuerhalten. Hinzu kommen Planungen auf der EU-Ebene, bei der Sicherstellung der Gasversorgung gemeinsam aktiv zu werden. Auch hier wird eine gemeinsame Koordination von LNG-Ankäufen (verflüssigtes Erdgas, das mit Tankschiffen geliefert werden kann) diskutiert.

Wichtig ist zu betonen, dass all diese Aktivitäten zunächst als Vorsichtsmaßnahmen zu verstehen sind, um der möglichen Gefahr einer physikalischen Energieknappheit frühzeitig zu begegnen.

Mit den energiewirtschaftlichen Verbänden wird ein intensiver und vertrauensvoller Austausch praktiziert. Dabei befassen wir uns mit der Verfügbarkeit von Liefermengen sowie der Entwicklung von Einkaufskosten und Einkaufsmengen. Da eine Vielzahl von Faktoren die Situation beeinflusst, sind wir, wie die gesamte Branche, vor große Herausforderungen gestellt.

2. Was passiert im Falle eines Versorgungsengpasses?

Für den Fall eines Versorgungsengpasses haben wir in Europa entsprechende Schutzmechanismen, durch die Haushaltskunden und verschiedene Einrichtungen durch gesetzliche Bestimmungen besonders geschützt sind.

Im Fall einer übergeordneten nationalen Gasmangellage greift der „Notfallplan Gas für die Bundesrepublik Deutschland“. Dieser regelt, wie Krisenmaßnahmen zwischen Erdgasversorgern, gewerblichen Kunden und Behörden koordiniert werden. Notwendige Maßnahmen werden vorbesprochen und gemeinsam erörtert.

3. Wie ist der Füllstand der deutschen Speicher?

Die deutschen Gasspeicher sind kurz nach dem Winterende zu rund 26 Prozent gefüllt und damit auf einem vergleichbaren Füllstand wie in den Vorjahren.

(Stand 08. April 2022 – Aussage Bundesminister Habeck vor dem Bundesrat)

4. Welche Auswirkungen hat die Ukraine-Krise auf die Preise?

Eine weitere Verschärfung oder Entspannung des Konflikts in der Ukraine wird von entscheidender Bedeutung dafür sein, wie sich das Preisniveau für Energie langfristig entwickeln wird.

Die Großhandelspreise lagen bereits vor Kriegsausbruch auf einem außergewöhnlich hohen Niveau. Das erhöht die Schwierigkeit der Beschaffung von Strom und Gas für Energieunternehmen ganz erheblich. Davon kann sich niemand abkoppeln. Zur weiteren Preisentwicklung können wir daher an dieser Stelle grundsätzlich keine Prognosen abgeben.

Die Politik muss hier alle Optionen prüfen, wie die Bürger bei steigenden Preisen entlastet werden können.

5. Wie groß ist die Unabhängigkeit von Gaslieferungen aus Russland?

H-Gas-Lieferungen nach Deutschland stammen zum Beispiel aus Großbritannien, Norwegen, Katar (LNG-Lieferungen) und zu etwa 50 Prozent aus Russland.

Die Aufrechterhaltung der Versorgungssicherheit beim Erdgas und die Minderung der Abhängigkeit von russischem Erdgas stehen derzeit für die deutsche Politik an erster Stelle – Katar hat bereits eine deutliche Steigerung der Importmenge angeboten.

6. Wie sehen Alternativen aus, um Deutschland weiter sicher zu versorgen?

Das Ziel, die größtmögliche Versorgungssicherheit zu gewährleisten, wird derzeit von der Bundesregierung und der EU auf zwei Wegen verfolgt. Einerseits über den Ankauf von flüssigem Erdgas (LNG, Liquefied Natural Gas), andererseits über die Schaffung von Gasreserven. Europäische Maßnahmen sind aktuell in der Abstimmung.

Da Erdgas nicht nur zentraler Brennstoff in der Wärmeerzeugung ist, sondern auch in der Stromerzeugung Anwendung findet, ist es nur folgerichtig, dass sowohl Deutschland als auch die EU Maßnahmen planen bzw. ergreifen, um die Importabhängigkeit von russischem Gas schnellstmöglich zu reduzieren.

Mittelfristig werden der massive Ausbau erneuerbarer Energien, eine breiter aufgestellte Lieferstruktur und der Hochlauf von Wasserstoff bedeutsam für eine diversifizierte Versorgungssicherheit sein.

7. Wie kann Deutschland unabhängiger von Erdgas aus Russland werden?

Die Energiewirtschaft arbeitet mit Hochdruck daran ihren Gasbezug auf weitere, unterschiedliche Bezugsquellen aufzuteilen, um unabhängiger von Energieimporten aus Russland zu werden. In gewissem Umfang können LNG-Importe dabei einen Beitrag leisten.

Aber auch aus Gründen des Klimaschutzes gilt: Mittel- bis langfristig müssen wir vollständig unabhängig von fossilen Rohstoffen werden. Deshalb bedarf es eines massiven Ausbaus erneuerbarer Energien und eines schnellen Hochlaufs von Wasserstoff.

8. Wie viel Erdgas aus Russland kann kurzfristig ersetzt werden?

Experten gehen derzeit davon aus, dass sich rund 50 Prozent des russischen Erdgases innerhalb eines Jahres ersetzen lassen. Das entspricht etwa 20 Prozent des Jahresgasbedarfs in Deutschland.